Der Serverraum oder wenigstens -schrank ist in vielen Firmen ein Ort der Dualität: Auf der einen Seite stehen hier nicht nur Systeme, die für sich schon einen beachtlichen Wert darstellen, sondern auf denen sich meist der gesamte digitale Wesenskern des Hauses befindet – und zahlreiche Interna noch dazu. Auf der anderen Seite hingegen hat der Serverraum oder -schrank selbst in vielen ausgesprochen digitalen Unternehmen den Charakter einer Rumpelkammer, deren „Ordnung“ sich nur wenigen erschließt.

Nun mag es zwar für die grundsätzliche Funktion egal sein, wie ordentlich es an diesem Ort zugeht. Und Besucher des Hauses führt man ebenfalls typischerweise nicht gerade durch diese „Gemächer“. Kritisch wird das Chaos jedoch immer dann, wenn Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Servern anstehen. Dann kann im Prinzip jedes nicht sauber verlegte und einwandfrei zuzuordnende Patchkabel ein echtes Problem heraufbeschwören. Zumal es wirklich nicht schwer ist, hier eine grundsätzliche Ordnung zu erschaffen und dauerhaft einzuhalten.

Einer muss die Verantwortung tragen

Die meisten Leser dürften das Sprichwort kennen, wonach viele Köche den Brei zu verderben pflegen. Was die unternehmerischen Server anbelangt, verhält es sich ganz ähnlich: Je mehr Mitarbeiter Zugang dazu haben, desto wahrscheinlicher wird sich über kurz oder lang Chaos einschleichen – erfahrungsgemäß selbst dann, wenn es im Haus grundsätzliche Regeln für die weitere Server-Ordnung gibt.

Die Lösung muss sein, einen zum Verantwortlichen zu erklären. Das bedeutet nicht, dass dieser Mensch als einziger an den Servern arbeiten darf. Wohl aber sollte er jede Arbeit daran überwachen oder wenigstens abschließend auf Richtigkeit überprüfen.

Übrigens empfiehlt es sich diesbezüglich selbst in kleinen Unternehmen, den Serverraum oder -schrank stets verschlossen zu halten. Schlüssel oder Passwort sollte idealerweise nur der Verantwortliche besitzen. Dann wird zudem effektiv ein Manipulieren ohne sein Wissen unterbunden.

Perfekt wird dieser Gedanke dann, wenn es durch die Lage überdies unmöglich ist, den Server unbemerkt von Kollegen aufzusuchen. Dann ist es wenigstens während der Geschäftszeiten nahezu ausgeschlossen, sich eigenmächtig daran zu betätigen.

Wärmestau durch Ordnung vermeiden

Server erzeugen eine enorme Menge Abwärme. Wird diese nicht ordnungsgemäß abgeführt, müssen die Kühlungssysteme ständig mit einer höheren Leistung arbeiten, als nötig wäre – das steigert über den Stromverbrauch die Betriebskosten. Bei wirklich schlechter Planung kann die ständige Hitze sogar die Leistungsfähigkeit und Lebensdauer der Komponenten beträchtlich senken.

Der grundlegende Schlüssel zu mehr Ordnung in den Servern besteht deshalb darin, diese auf eine Weise aufzustellen, durch die Luft perfekt zirkulieren kann. Meist erfolgt die Lüftung von vorn nach hinten. Entsprechende Angaben der Hersteller über Freiräume sind deshalb unbedingt einzuhalten – vor und hinter dem Server muss genügend Raum verbleiben.

Weiter sollten insbesondere ganze Serverräume regelmäßig gereinigt werden. Fachbetriebe sind dafür die erste Wahl, müssen allerdings unbedingt sorgsam durchleuchtet werden – es gibt viele Anbieter, jedoch sind nicht alle ihr Geld wert.

Patch- und andere Kabel: So lang wie nötig, so kurz wie möglich

Ein wesentliches Merkmal, an dem sich unordentliche Server sehr schnell erkennen lassen, ist der Zustand der notwendigen Verkabelung. Wo das Chaos herrscht, da geht es fast immer mit einem regelrechten Kabelsalat voller Schlingen einher.

Das alles mag zwar im Endeffekt sogar funktionieren. Doch sobald irgendetwas ausgetauscht werden muss, sorgt eine solche Unordnung rasch für Konfusion. Die Gefahr, den falschen Stecker zu ziehen oder ein Kabel in den falschen Anschluss zu bugsieren, steigt dadurch enorm – neben einem erhöhten Zeitaufwand, um alles durchzuführen.

Dabei ist es eigentlich ganz einfach:

  1. Jedes Kabel hat einen minimal erlaubten Biegeradius. Bei Patchkabeln beträgt dieser (grob) das Zehnfache des Kabeldurchmessers. Alle benötigten Leitungen sollten so gewählt werden, dass sich damit dieser Biegeradius einhalten lässt – jedoch möglichst nicht viel mehr.
  2. Die gesamte Installation sollte auf eine Weise angelegt werden, durch die der Kabelverlauf idealerweise komplett horizontal und vertikal gestaltet werden kann; mit diagonalen Verläufen nur in Ausnahmefällen. Ein strenges Befolgen einer strukturiert-hierarchischen Verkabelung hilft hierbei enorm.
  3. Kabelgruppen sollten, wo möglich und sinnvoll, durch Kabelbinder und ähnliche Techniken miteinander sowie gegebenenfalls mit Führungsschienen verbunden werden.

Werden dazu die grundsätzlichen Anforderungen an Server eingehalten sowie die gesamte Verkabelung nach EN 50173, respektive EN 50174 durchgeführt, kann eigentlich kein Chaos entstehen.

Markieren, Beschriften, Farbcodieren

Jeder, der viel am Computer schreibt, weiß, ohne hinzusehen, welcher Buchstabe auf welcher Taste liegt. Dennoch sind selbst Profi-Tastaturen natürlich vollständig beschriftet. Warum? Weil es gerade in stressigen Situationen schlicht einfacher ist, sich durch einen schnellen Blick Klarheit zu verschaffen, anstatt aufs Geratewohl zu agieren und womöglich einen Fehler zu begehen.

Diese Maxime gilt in einem so ungleich komplexeren System wie einem Server noch deutlich mehr. Selbst, wenn hier nur jemand Zugang hat, der alles selbst erbaut und angeschlossen hat, sollte maximale Transparenz das Mittel der Wahl sein – und überreichlich genutzt werden.

Der wichtigste Helfer dafür ist ein Labeldrucker. Denn er ermöglicht eine äußerst vielfältige, niedrigschwellige und einheitliche Nutzung. Handschriften können unleserlich sein oder verwischen. Ein klipp und klar mit Druckbuchstaben bedrucktes Etikett hingegen ist ein Statement, das Fehler und Chaos im Ansatz verhindert – wenn es richtig genutzt wird:

  • Es sollte unbedingt ein stringentes System verwendet werden. Das heißt mit Reihenfolgen, Bezeichnungen und Kürzeln, die immer gleich sind und sich an bekannten Standards orientieren.
  • Selbst eigentlich selbsterklärende Dinge (etwa „Patchfeld“), sollten als solche gekennzeichnet werden.
  • Jedes genutzte Kabel sollte an beiden Enden ebenfalls ein Etikett erhalten, dessen Beschriftung sich mit der des zugehörigen Anschlusses deckt.

Bei ganzen Serverräumen bietet es sich zudem dringend an, die unterschiedliche Farbgebung von Netzwerkkabeln zu nutzen, um damit eine Redundanz zu schaffen. Auf diese Weise lässt sich selbst in komplexen Systemen schnell erkennen, was wozu gehört – besonders dann, wenn die Anschlüsse ebenfalls derart farbcodiert werden.

Das mag zwar, im Gegensatz zu einfarbig verkabelten Racks, auf den ersten Blick sogar nach dem Gegenteil von Ordnung wirken. Ersteres ist jedoch nur scheinbar übersichtlich, während eine saubere Farbcodierung es tatsächlich ist.  

Es kann durchaus einigen Aufwand bereiten, ein solches Markierungssystem zu etablieren. Wenn dies jedoch einmal geschafft ist, dann ist das weitere Halten von Ordnung ungleich leichter.

Übrigens bietet es sich dann jedoch unbedingt an, ein großes Plakat zu erstellen, aus dem die gesamten Bezeichnungen und Farbcodes hervorgehen. Das ist nicht zuletzt dann extrem hilfreich, wenn doch einmal Außenstehende an den Servern arbeiten müssen.

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